Benin

Die geographischen Fakten

Benin ist ein kleines westafrikanisches Land. Bis 1975 hieß das Land Dahomey in Anlehnung an das gleichnamige historische Königreich. Benin ist flächenmäßig etwa so groß wie Ostdeutschland, beheimatet aber nur knapp 8,8 Mio. Einwohner, die überwiegend im Süden des Landes leben.

Die wichtigsten Städte Benins sind:

- die Hauptstadt Porto Novo (250.000 EW)
- die Wirtschaftsmetropole Cotonou (ca. 1Mio EW)
- Abomey-Calavi (385.000 EW)
- Parakou (165.000 EW)
- Djougou (85.000 EW)
- sowie Bohicon und Natitingou ( je 80.000 EW)

Benin grenzt im Westen an Togo, im Norden an Burkina Faso und Niger und im Osten an Nigeria. Im dichter besiedelten Süden hat das Land eine 120 km lange Atlantik-Küste. Über den Hafen in Cotonou besteht eine gute Anbindung nach Übersee.

Landschaft, Flora, Fauna

Klimatisch ist Benin im Norden durch ein trockenes Süd-Sahel-Klima mit nur einer Regenzeit (Mai-Oktober) gekennzeichnet. Im Süden des Landes ist das Klima tropisch-feucht mit jährlichen Niederschlägen von 1.000 bis 1.500 mm und zwei Regenzeiten.

Benin ist ein überwiegend flaches Land. Die einzigen Erhebungen sind die sogenannten Inselberge sowie das Atacora-Gebirge im Nordwesten des Landes. Im Nordosten wird Benin durch den Fluss Niger begrenzt.

Weite Teile des Landes sind von Savannen bedeckt. Das Land liegt im sogenannten Dahomey-Gap, einem nahezu waldfreien Korridor zwischen den oberguineischen und kongolesischen Regenwäldern. Außerdem gibt es Trockenwälder wie den Forêt de la Lama im Zentrum Benins und den sehr eindrucksvollen Sumpfwald von Lokoli. Die Flora Benins umfasst ungefähr 3000 Arten.

Große Tiere wie Elefanten, Nilpferde, Löwen und Antilopen sieht man leider nur noch im Pendjari-Nationalpark im Nordwesten des Landes. Kleinere Tiere wie Affen, Schlangen, Agutis oder Skorpione sind dagegen im ganzen Land anzutreffen.

Geschichte

Die heutige Republik Benin wurde vor der Kolonialisierung durch die drei großen Königreiche Dahomey und Porto Novo im Süden sowie Nikki im Norden beherrscht.

Das Königreich Dahomey mit der Hauptstadt Abomey entwickelte sich seinerzeit zu einer regionalen Macht an der Guineaküste. König Guezo (Amtszeit 1818-1858) förderte einen straff organisierten Staat und finanzierte sich anfangs durch den Sklavenhandel, später über Ölpalmplantagen. Sein Nachfolger, König Glèlè (Amtszeit: 1858-1889) war berüchtigt für Massenhinrichtungen. Glèlès Sohn wurde von den Franzosen entmachtet und starb 1906 im algerischen Exil. Der Königspalast von Abomey gehört zum UNESCO-Weltkulturerbe.

Das im Nordosten Benins existierende Bariba-Königreich basierte auf einer Art Kastensystem, dominiert von der Wasangari-Aristokratie, gefolgt von freien Hackbauern, abhängigen Fulbe-Viehhaltern und ihren Sklaven (Gando).

Nach der Unterwerfung Dahomeys (1892-1894) und der anschließenden Eroberung des Nordens wurde 1904 für Französisch-Westafrika ein einheitliches koloniales Verwaltungssystem etabliert. Die Kolonie Dahomey wurde in zwölf Kreise aufgeteilt, die Kanton- und Dorfchefs fungierten als Mittelsmänner bei der Durchsetzung kolonialer Herrschaft (Rekrutierung von Zwangsarbeitern, Eintreibung der Kopfsteuer). 1960 erlangte das Land die Unabhängigkeit.

 

Wirtschaft und Entwicklung

Benin gehört zu den ärmsten Ländern der Welt. Von 177 Staaten lag das Land 2004 auf Rang 161 des Human Development Indexes (HDI). Das Land ist stark verschuldet (1,6 Mrd. US-$ 2001).

 

Im Folgenden einige Indikatoren:

  • mittlere Lebenserwartung: 50,7 Jahre
  • Analphabetenrate: 60 %
  • Anteil der Bevölkerung mit Zugang zu sauberem Trinkwasser: 52 %
  • Anteil der unterernährten Bevölkerung: 63 %

Grundlage der Wirtschaft ist die Landwirtschaft, von der fast 90% der Bevölkerung direkt oder indirekt abhängig sind. Vorwiegend werden Mais, Sorghum, Maniok und Yams angebaut. Die Felder werden immer noch überwiegend mit der Hacke bearbeitet, nur vereinzelt ist der Ochsenpflug verbreitet. Neben den traditionellen Feldfrüchten werden Baumwolle, Cashew und Ananas als cash crops angebaut. Im Norden des Landes konkurrieren Viehzüchter und Bauern um die knapper werdenden Landressourcen.

Benin ist ein Schwerpunktland der deutschen Entwicklungszusammenarbeit. Im Land werden vor allem Projekte in den Bereichen Ressourcenschutz, Kommunalentwicklung sowie Integriertes Wasserressourcenmanagement durchgeführt.

Gesellschaft und Kultur

In Benin leben ca. 60 ethnische Gruppen, die ca. 90 Sprachen und Dialekte sprechen. Zu den wichtigsten ethnischen Großgruppen in Benin zählen die Fon (39,2%), die Adja (15,2%), die Yoruba (12,3%), die Bariba (9,2%) und die Fulbe (7%). Das mittlere Bevölkerungswachstum in Benin beträgt 2,8 %. Eine beninische Frau bringt im Schnitt 5-6 Kinder zur Welt. Jedes siebte Kind stirbt vor Erreichen des 5.Lebensjahres. Größte Religion ist das Christentum (42,8%), gefolgt vom Islam (24,4%). Viele Beniner üben darüber hinaus Naturreligionen aus, darunter der sogenannte Voodoo-Kult. Benin begreift sich als "Wiege des Voodoo". Religiöse Feste und verschiedene Formen der Hexerei prägen in nicht unerheblichem Maße die beninische Gesellschaft.

Lebenssituation: Alltag auf dem Lande

Die Mehrheit der Menschen in Benin lebt als Bauern im ländlichen Raum und ernährt sich überwiegend von der eigenen Ernte (Subsistenzwirtschaft). Überschüsse werden von den Frauen oft kilometerweit zu den Märkten getragen. Nur 52% der Bevölkerung haben Zugang zu sauberem Trinkwasser. Brunnen und Wasserlöcher sind oft durch Fäkalien verunreinigt. Traditionell leben die Familien in schilfgedeckten Lehmhäusern, je nach Nähe zur Straße und Einkommen zunehmend auch in wellblechgedeckten Steinhäusern. Hühner und Ziegen laufen frei herum. Gekocht wird vor dem Haus auf einer offenen Feuerstelle. Abends ertönt ein rhytmisches Klopfen, wenn die Frauen das Hauptnahrungsmittel Yams stampfen. Die Mädchen helfen frühzeitig beim Wasserholen und Kochen mit, die Jungen gehen mit aufs Feld. Nur wenige Kinder haben die Möglichkeit, nach der Grundschule in der nächsten Stadt eine Sekundarschule zu besuchen. Polygamie ist weit verbreitet. Männer und Frauen haben häufig eine getrennte Ökonomie.

Politik und Staat

Nach der Unabhängigkeit 1960 war das Land für 12 Jahre durch Instabilität geprägt, Staatsstreiche standen auf der Tagesordnung. 1972 putschte sich der Major Mathieu Kérékou an die Macht und leitete eine 17-jährige Phase relativer innenpolitischer Stabilität ein, die allerdings mit einer massiven Unterdrückung der Opposition einherging.

Dahomey wurde 1975 in ‚Volksrepublik Benin' umbenannt, der Marxismus-Leninismus wurde zur Staatsideologie. Ein überdimensionierter Staatsapparat und massiv zunehmende Auslandsverschuldungen führten Mitte der 80er Jahre zu einer ökonomischen Krise. Auf der Suche nach Auswegen beriefen das Zentralkomitee der Einheitspartei und die Regierung im Dezember 1989 eine Nationalkonferenz unter Beteiligung aller gesellschaftlichen Kräfte ein. Die Konferenz entwickelte eine Eigendynamik und erklärte sich zum nationalen Souverän. Sie forderte demokratische Reformen und legte den Grundstein für die im Dezember 1990 in Kraft getretene aktuelle Verfassung. Kérékou wurde zwar nicht als Staatschef abgesetzt, mit Nicephore Soglo wurde jedoch ein ehemals hoher Funktionär der Weltbank zum Ministerpräsidenten und Regierungschef bestimmt. Durch diesen unblutigen Übergang avancierte Benin zu einem der Vorzeigeländer der Demokratisierung in Afrika.

In der politischen Wirklichkeit Benins spielen die Parteien nur eine untergeordnete Rolle. Parteispaltungen sowie kurzlebige regionale/ethnische Allianzen sind häufig, auch Wechsel aus der Opposition ins Regierungslager. Hinsichtlich der Parteien gibt es eine gewisse Nord-Süd-Polarisierung. Aktuelles Staatsoberhaupt ist Yayi Boni, der am 6.April 2006 Mathieu Kérékou ablöste.

Benin ist in 12 Verwaltungseinheiten (Departements) unterteilt und wurde lange Zeit zentralistisch regiert. Im Dezember 2002 fanden die ersten Kommunalwahlen in Benin statt. Viele versprechen sich einen Entwicklungsschub von der fortschreitenden Dezentralisierung des Landes.

Weiterführende Links

Länderkundeseite Benin der GIZ (sehr umfassend!)

Länderseite Benin von Wikipedia

Englische Länderseite Benin des CIA World Fact Book

Kurze Länderseite Benin: Welt in Zahlen

Kurzer Landesüberblick Benin vom Auswärtigen Amt

Privater Reisebericht Benin

IMPETUS Atlas Benin

Atlas der natürlichen und agronomischen Ressourcen Benins der Uni Hohenheim (eng.)